Manuskript

Mit einer Archäologin unter dem Kölner Dom

Der Kölner Dom ist eine berühmte Kathedrale, die Tausende Menschen jährlich besichtigen. Doch unter dem Boden der Kirche befinden sich die Spuren einer ebenso beeindruckenden Stadtgeschichte.


Ruth Stinnesbecks Arbeitsplatz liegt im Kölner Dom – oder besser gesagt: ein gutes Stück darunter. „Der Dom oben ist natürlich viel beeindruckender“, erklärt die Archäologin, „aber der Bereich hier unten ist viel spannender.“ Hier unten – das bedeutet dreieinhalb bis 16 Meter unter einer der größten gotischen Kathedralen der Welt. Stinnesbeck und ihr Team graben hier nach jahrtausendealten Überresten, die einiges über die Geschichte der Stadt erzählen.

Lange Zeit hatten die Verantwortlichen des Doms keine Grabungen erlaubt, damit das kirchliche Leben nicht gestört wurde. Doch nach dem Zweiten Weltkrieg war der Dom schwer beschädigt. Deshalb fand man es sinnvoll, sich den Bereich unter dem Gebäude genauer anzusehen: „Man wollte prüfen, ob die Fundamente des Doms den Bombenangriff überstanden hatten“, sagt Stinnesbeck. Dadurch war ab 1946 auch archäologische Forschung möglich.

Zuerst suchte man nach dem sogenannten alten Dom, der im 9. Jahrhundert fertiggestellt worden war. Vermutlich hat Hildebold, der erste Erzbischof von Köln, die Kathedrale errichten lassen. Laut Stinnesbeck handelte es sich auch dabei um ein beeindruckendes Gebäude. Sie sagt: „[Der Dom] hatte eine Länge von beinahe 100 Metern – und das vor rund 1200 Jahren.“

Die Grabungen förderten aber noch viel ältere Funde zutage: „Wir haben hier eine riesige Fläche freigelegt und uns bis in die Römerzeit vorgearbeitet“, erzählt Stinnesbeck. So lag an der Stelle des Kölner Doms mit seinen mehr als 150 Meter hohen Türmen vor rund 2000 Jahren ein Wohnviertel wohlhabender Römer. Sie hatten dort ein gutes Leben, doch am Rhein fanden sie es wohl ziemlich kühl. Denn in den Überresten ihrer Häuser fand man auch eine antike Fußbodenheizung.

Manuskript